Zu den wichtigsten und häufig nachgefragten Impfungen im Kindes- und Erwachsenenalter finden Sie nachfolgend eine kurze Aufklärungsinformation des Deutschen Grünen Kreuz (DGK) und des Robert Koch Instituts (RKI) zu den einzelnen Krankheitsbildern und Erregern, für die von der ständigen Impfkommission (STIKO) Impfempfehlungen für Deutschland ausgesprochen werden. Falls Sie Fragen zu diesen oder weiteren Impfungen (spezielle Reiseimpfungen) haben können Sie jederzeit gerne einen Beratungstermin vereinbaren.
Diphtherie ist eine durch das Gift (Toxin) des Diphtheriebakteriums hervorgerufene lebensbedrohende Infektionskrankheit, die vorwiegend durch Tröpfcheninfektion mit der Atemluft übertragen wird. Vor Einführung der Schutzimpfung war die als Rachen-, Kehlkopf-, Nasen- und Wunddiphtherie auftretenden Infektion eine der gefürchteten Erkrankungen im Kindesalter, aber auch im Erwachsenenalter, an der viele Erkrankte starben oder einen Herzmuskelschaden erlitten. Eine hohe Impfbeteiligung hat die Diphtherie in Deutschland bis auf wenige Einzelfälle zurückgedrängt. Da sie jedoch weltweit - darunter auch in einigen osteuropäischen Ländern - weiterhin auftritt, ist die Gefahr der Wiedereinschleppung jederzeit gegeben.
Keuchhusten (Pertussis) beginnt im Kindesalter zumeist wie eine Erkältung. Nach 1 bis 2 Wochen treten schwere Hustenanfälle auf, die 2 bis 4 Wochen oder sogar monatelang anhalten können, Oft kommt es bei anfallsartigen Hustenattacken zu Atemnot und Erbrechen In den ersten sechs Lebensmonaten kann der typische Husten ausbleiben, stattdessen droht Atemstillstand. Bedrohlich ist der Keuchhusten durch die hohe Rate schwerwiegender Komplikationen wie Lungen- und Mittelohrenzündung sowie bleibender Gehirnschäden. Auch heute noch kommen tödlich verlaufende Erkrankungen vor. Besonders gefährdet sind Kinder mit Herz- und Lungenkrankheiten sowie Säuglinge. Seit einigen Jahren werden vermehrt Keuchhustenerkrankungen bei Jugendlichen und Erwachsenen beobachtet. Grund ist das Nachlassen des durch Impfung im frühen Kindesalter erworbenen Impfschutzes. Der Verlauf ist im Allgemeinen milder und weniger typisch als im Kindesalter. Dies führt oft zum Verkennen der Ursache. Das häufigste Symptom ist ein über längere Zeit (3 Wochen und länger) anhaltender, hartnäckiger und meist nachts auftretender Husten, der auch einen anfallsartigen Charakter aufweisen kann. Unerkannte Keuchhustenerkrankungen bei Eltern oder anderen im Haushalt lebenden Jugendlichen und Erwachsenen können zur Ansteckung eines Säuglings oder Kleinkindes führen.
Wundstarrkrampf (Tetanus) ist eine lebensgefährliche Infektionskrankheit die Menschen in jedem Alter treffen kann. Das besonders im Erdreich und im Straßenstaub vorkommende Bakterium kann durch Schnitt-, Riss-, Biss- oder Schürfwunden, aber auch durch kleinste so genannte Bagatellverletzungen oder sonstige Schäden der Hautoberfläche (Ekzem, Verbrennungswunden, „offenes Bein"), in den Körper gelangen, sich vermehren und das krankmachende Tetanusgift (Toxin) bilden. Muskelkrämpfe kennzeichnen das meist sehr schwere Krankheitsbild und können bei Beteiligung der Atemmuskulatur zu Erstickungsanfällen führen. Trotz moderner Behandlungsmethoden sterben noch immer mehr als 30 Prozent der ungeimpften Tetanuskranken.
Kinderlähmung (Poliomyelitis) ist eine Viruskrankheit, die zu Lähmungen der Arme, Beine, der Atmung und auch zum Tod des Erkrankten führen kann; die Erkrankung wird durch eine Infektion mit Polioviren hervorgerufen. Der Name KinderIähmung ist irreführend, denn auch Erwachsene können daran erkranken. Die meisten Kranken mit Lähmungen behalten Restschäden und sind damit lebenslang behindert.
Die Schutzimpfung gegen Kinderlähmung wird seit Anfang 1998 nicht mehr als Schluckimpfung durchgeführt, sondern mit einem Impfstoff aus abgetö¬teten Polioviren (Tatimpfstoff), dem wohl am besten verträglichen Impfstoff überhaupt. Das Ziel der WHO, die Poliomyelitis auszurotten, ist nur durch eine hohe Durchimpfungsrote (> 90%) der Bevölkerung zu sichern. Die Kinderlährnung kommt in Europa nicht mehr vor. Verbreitet ist die Kinderlähmung aber noch in den Ländern des indischen Subkontinents sowie in Ägypten und vor allem in verschiedenen Staaten West. und Zentralafrikas. Die aus diesen Ländern durch Reisende eingeschleppten Krankheitserreger könnten sich in einer Bevölkerung, die nicht mehr ausreichend gegen Kinderlähmung geimpft wird, sehr rasch ausbreiten und zu einem Aufflackern der Erkrankung führen. Die Schutzimpfungen gegen Kinderlähmung müssen also auch heute und in Zukunft konsequent durchgeführt werden.
Durch das Bakterium Haemophilus-influenza Typ b (Hib) hervorgerufene Erkrankungen gehören zu den schwersten bakteriellen Infektionskrankheiten im Kleinkindesalter. Gefürchtet sind besonders die Hirnhautentzündung und die mit Atemnot und Erstickungsanfällen verbundene Schleimhautentzündung des Kehldeckels und des Kehlkopfeingangs (Epiglottitis). Meist treten diese Erkrankungen zwischen dem 5. Lebensmonat und dem 3. Lebensjahr auf.
Das Hepatitis-A-Virus (HAV) wird mit dem Stuhl eines infizierten Menschen ausgeschieden und kann sowohl durch Schmierinfektion auf andere Menschen übertragen werden als auch über verunreinigtes Trinkwasser oder verunreinigte Nahrungsmittel. Erfolgt die Ansteckung im Kleinkindalter, verläuft die Hepatitis A häufig unerkannt oder mit wenigen Krankheitszeichen. Je älter die Infizierten sind, umso ausgeprägter sind im Allgemeinen die bei der Infektion auftretenden Krankheitszeichen (Übelkeit, Erbrechen, Gelbsucht usw.). Die Hepatitis A führt nicht zu einer chronischen Leberentzündung. Es können beim Erwachsenen allerdings länger dauernde Verläufe von bis zu einigen Monaten resultieren, vor allem ältere Erkrankte können - wenn auch selten - daran sterben. Die Erkrankungshäufigkeit an Hepatitis A ist in den letzten Jahrzehnten in Deutschland und anderen hoch entwickelten Ländern rückläufig. In diesen Ländern besitzen nur ältere Menschen aufgrund einer in der Kindheit durchgemachten Infektion mit Hepatitis-A-Viren einen natürlichen Schutz. Weit verbreitet ist Hepatitis A hingegen noch in einigen süd- und osteuropäischen sowie in allen tropischen und subtropischen Ländern.
Die Hepatitis B ist eine virusbedingte Leberentzündung. Die Übertragung erfolgt durch Blut oder Körperflüssigkeiten eines infizierten Menschen (z.B. beim Geschlechtsverkehr). Nachdem Blut und Blutpräparate in entwickelten Ländern auf Krankheitserreger getestet werden und damit als sicher gelten, spielen Intimkontakte die entscheidende Rolle bei der Übertragung. Sie kann mit grippe-ähnlichen Beschwerden, Übelkeit oder Gelenkschmerzen beginnen und spä¬ter zu einer Gelbsucht führen. Die Infektion kann aber auch unbemerkt verlaufen. Etwa 1% der Hepatitis-B-Kranken stirbt an der akuten Erkrankung, bei etwa 10% wird die Infektion chronisch, bei diesen Personen bleibt das Virus im Körper und kann zu schweren Leberschäden (Zirrhose, Krebs) führen. Bei durch ihre Mutter oder andere enge Kontaktpersonen infizierten Kleinkindern bzw. Säuglingen sind chronische Verläufe viel häufiger (ca. 30 bzw. 90 %). Die Infektion mit HBV kann auch ohne Anzeichen einer akuten Erkrankung chronisch werden. In Deutschland sind etwa 0,3 bis 0,8 Prozent der Bevölkerung mit HBV chronisch infiziert. In einigen - z. B. afrikanischen und asiatischen - Ländern wesentlich mehr. Chronisch Infizierte sind eine Infektionsquelle für ihre Umgebung, eine spezifische Behandlung der Hepatitis A oder B ist nicht verfügbar. Der einzige Schutz besteht in einer rechtzeitig durchgeführten vorbeugenden Schutzimpfung.
Masern sind eine häufig schwer verlaufende Krankheit, die leicht von Mensch zu Mensch übertragen wird. Sie geht mit hohem Fieber, Husten, Bindehautentzündung und einem typischen Hautausschlag (Exanthem) einher; die Erkrankung dauert etwa 2 Wochen. Häufig treten als Komplikationen Lungenentzündungen sowie Mittelohrentzündungen auf. Bei etwa einem von 1.000 bis 2.000 Masernkranken tritt eine Hirnentzündung (Enzephalitis) auf, die in je etwa 30 Prozent tödlich verlaufen oder zu bleibender geistiger und körperlicher Behinderung führen kann. Erwachsene sind durch Masern besonders gefährdet, bei ihnen treten diese Komplikationen häufiger auf.
Mumps ist eine Viruserkrankung, die mit Fieber, Kopfschmerzen und einer Schwellung der Speicheldrüsen ("Ziegenpeter") einhergeht. Bei zumindest jedem 10. Mumpskranken tritt zusätzlich eine Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) und gelegentlich des Gehirns (Enzephalitis) auf. Eine zwar seltene, aber typische Komplikation des Mumps ist ein Hörverlust. Bei jedem 4. jugendlichen oder erwachsenen Mann tritt eine Schwellung und Entzündung der Hoden auf, die selten auch zur Unfruchtbarkeit führen kann.
Röteln sind eine meist leicht verlaufende Viruserkrankung, die mit Fieber, Hautausschlag (Exanthem) und Lymphknotenschwellungen einhergeht. Nicht selten verläuft sie ohne Krankheitserscheinungen; auch diese Menschen können ihre Umgebung anstecken. Treten Röteln während der Schwangerschaft auf, kann die Infektion auf das Kind im Mutterleib übergehen und bei Diesem Missbildungen an Auge, Ohr, am Herzen sowie im Gehirn verursachen.
Pneumokokkeninfektionen (Lungenentzündung) werden durch das Bakterium Streptococcus pneurnoniae hervorgerufen. Dieses Bakterium ist die häufigste Ursache von akuten bakteriellen Erkrankungen wie Hirnhautentzündung, Lungenentzündung und Mittelohrvereiterung bei Kindern (insbesondere unter fünf Jahren) und einer der häufigsten bakteriellen Erreger schwerer septischer Allgemeinerkrankungen, Lungen- und Hirnhautentzündungen bei älteren Menschen sowie Angehörigen aller Altersgruppen mit gesundheitlichen Vorschädigungen durch chronische Erkrankungen (Herz, Lunge, Stoffwechsel) oder Störungen des Immunsystems. Übertragen werden die Bakterien durch Tröpfcheninfektion. Viele Menschen tragen den Erreger in sich, beispielsweise auf den Schleimhäuten des Nasen-Rachen-Raumes. Sie erkranken erst, wenn ihre Immunabwehr schwächer wird und der Erreger sich im Körper ausbreitet
Die Influenza (Grippe) ist also eine akute Erkrankung der Atemwege, die mit Fieber, Husten und Muskelschmerzen einhergeht und rein klinisch nicht immer von anderen Atemwegserkrankungen zu unterscheiden ist. Vor allem bei älteren Menschen und chronisch Kranken werden häufig schwere Verläufe der Influenza beobachtet, an der jedes Jahr mehrere Tausend Menschen sterben.
Die Virusgrippe tritt gehäuft in der kalten Jahreszeit (November bis April) auf. Deshalb sollte in der Regel in den Herbstmonaten geimpft werden. Die Schutzimpfung kann aber jederzeit durchgeführt werden.
Die Influenzaviren verändern sich ständig wodurch die Schutzwirkung der Impfung soweit abgeschwächt werden kann, dass auch Personen, die geimpft wurden an einer Influenza erkranken können. Bei guter Übereinstimmung des Impfstoffes mit den aktuellen Influenzastämmen kann die Schutzrate für gesunde Menschen über 90% durch die Impfung betragen. Für ältere Menschen ist diese Rate deutlich geringer.
Die Influenzaimpfung muss jährlich mit einem aktuellen Impfstoff wiederholt werden.
Die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) ist eine Viruskrankheit, die durch den Stich einer infizierten Schildzecke (Holzbock) übertragen wird. Etwa zehn Prozent derjenigen, die sich infiziert haben, erkranken an FSME, bei der Mehrzahl der Infizierten führt die Ansteckung zu einem symptomlosen Verlauf. Kommt es zur klinisch manifesten Erkrankung, treten etwa zehn Tage nach der Infektion Fieber, Kopfschmerzen und leichte Magen-Darm-Beschwerden auf. Wiederum mehrere Tage später (1 bis 20 Tage) geht die Krankheit bei etwa 10 Prozent der Infizierten in die zweite Phase über. Vor allem beim Erwachsenen kann sich bei erneutem Fieberanstieg eine Hirnhaut- und/oder Gehirnentzündung entwickeln; eventuell kombiniert mit einer Entzündung des Rückenmarks. Bei etwa 10 bis 30 Prozent dieser Erkrankten bleiben Dauerschäden am Zentralnervensystem zurück, z.B. l.ähmungen. In seltenen Einzelfällen kann eine Erkrankung, vor allem bei älteren Menschen, tödlich verlaufen, Im Kindesalter sind schwere Krankheitsverläufe und Restschäden seltener, werden aber ebenfalls berichtet.
Es gibt keine ursächliche Behandlung der FSME. Schutz vor der Erkrankung bietet nur die rechtzeitig durchgeführte Impfung.
Hinweis: Durch Zeckenstich wird nicht nur das FSME-Virus auf den Menschen übertragen, sondern auch der Erreger der sogenannten Lyme-Borreliose. Sie ist in weiten Teilen Deutschlands und in vielen Ländern der gemäßigten Klimazone der nördlichen Erdhalbkugel verbreitet. Gegen Infektionen mit diesem Bakterium schützt die FSME-Schutzimpfung nicht. Maßnahmen zum Schutz vor Zeckenstichen (lange Kleidung, feste Schuhe, Repellents) verringern insgesamt das Ansteckungsrisiko.
Das Risiko, durch einen Zeckenstich mit dem FSME-Virus infiziert zu werden, besteht in bestimmten Regionen Deutschlands, den FSME-Risikogebieten. Dies sind (Stand April 2008) Baden-Württemberg und Bayern (außer dem größten Teil Schwabens und dem westlichen Teil Oberbayerns). In Hessen: Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg und Stadtkreis Darmstadt, Landkreise Groß-Gerau, Main-Kinzig, Odenwald, Marburg-Biedenkopf, Offenbach. In Rheinland-Pfalz: der Landkreis Birkenfeld. In Thüringen: Landkreise Hildburghausen, Saale-Holzland, Saale-Orla, Saale-Rudolstadt, Sonneberg sowie die Stadtkreise Gera und Jena.
In folgenden Bundesländern sind vereinzelt FSME-Erkrankungen gemeldet worden: Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt. Die zuständigen Gesundheitsämter können dazu Auskunft geben. Die Karte der deutschen Risikogebiete wird ständig aktualisiert, Ihr Arzt oder das Gesundheitsamt sind entsprechend informiert.
Außerhalb Deutschlands gehören zu den FSME-Endemiegebieten bestimmte wald- und wasserreiche Regionen, z.B. Estland, Finnland, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen Osterreich, Polen, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik und Ungarn. Eine geringere Bedeutung hat die FSME in Frankreich (Elsass), Griechenland, Italien und Norwegen, wo kleine Naturherde vorhanden sind oder das Risiko insgesamt gering ist. In Großbritannien, Portugal, Spanien und den Beneluxländern wurde das Virus bislang nicht nachgewiesen.
Mit FSME-Virus infizierte Zecken finden sich nur in Höhenlagen mit einer mittleren Jahrestemperatur über 8°C, also nicht im Bergland oberhalb von 1.000 m. Außerdem sind Zecken in der kalten Jahreszeit (Dezember bis März) in der Regel nicht aktiv. In den meisten FSME-Endemiegebieten tragen nur etwa 0,1 bis 1 Prozent der Zecken das Virus. In Hochendemiegebieten sind es selten mehr als drei bis fünf Prozent, Ausnahmen sind bekannt aus Bayern, dem Baltikum und Russland, wo das Übertragungsrisiko höher ist.
Originaltext der Aufklärung von: Deutsches Grünes Kreuz, Marburg in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut (Text wurde teilweise abgeändert)